17. April 2011
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Führung international (1) Andere Länder – andere Führungsstile


Was zeichnet eine gute Führungskraft aus? An dieser Frage scheiden sich schnell die Geister. Noch komplizierter wird es im internationalen Kontext. Denn was in Österreich oder Deutschland gut funktioniert, kann beispielsweise in Russland oder Spanien den sicheren Misserfolg bedeuten …

Kürzlich sprach ich mit einer Human Resource Managerin, selbst Rumänin, die in einem internationalen Baukonzern auch für Entsendungen zuständig ist. Sie berichtete:

„In unserer Branche ist es typisch, dass in Deutschland oder Österreich ein ‚demokratischer’ Führungsstil akzeptiert wird: Man erklärt, wohin die Reise gehen soll, und die Mitarbeiter ziehen mit. Das muss man dann nicht mehr im Detail kontrollieren. Wenn so eine Führungskraft dann nach Russland geht, kommt sie mit ihrem demokratischen Ansatz plötzlich nicht weiter. Die Mitarbeiter dort sind eine strikte Struktur gewöhnt, wie bei der Armee. Sie wollen konkrete Anleitungen, und ohne strikte Kontrollen geht es nicht.“

Andere Länder, andere (Führungs-)Sitten. Als Marketingleiterin in Spanien machte ich selbst vor einigen Jahren ähnliche Erfahrungen. Ich startete hoch motiviert und mit dem festen Vorsatz, „kooperativ“ zu führen – und merkte schnell, dass man mich so nicht ernst nahm. Ein älterer Kollege gab mir den wohlmeinenden Rat, autoritärer aufzutreten. Die HR-Kollegin hat also völlig Recht, wenn Sie sagt:

„Ich muss einem Mitarbeiter, der nach Russland geht, vermitteln, dass ihn starke Hierarchien erwarten. Ich sage ganz klar: ‚Du musst hierarchisch und autoritär führen, sonst hast du keine Chance!’“

Der niederländische Soziologe Geert Hofstede wäre kaum überrascht. In seinem Buch „Lokales Denken, globales Handeln“ stellt er fünf Dimensionen vor, in denen sich Kulturen voneinander unterscheiden. Dazu gehört auch die Kulturdimension „Machtdistanz“: Wie akzeptabel ist es in einer Kultur, dass eine andere Person Macht über mich hat? Typisch für Kulturen mit hoher Machtdistanz sind ausgeprägte Hierarchien und ein autoritärer Führungsstil. In Kulturen mit geringer Machtdistanz werden hierarchische Unterschiede weit weniger betont.

Russland ist ein Land mit sehr hoher Machtdistanz, in Spanien ist sie etwas geringer, in Deutschland oder auch in den skandinavischen Ländern dagegen deutlich weniger ausgeprägt. Die Folge: Wenn ein Deutscher in Russland Chef wird oder umgekehrt ein Russe ein deutsches Team leitet, prallen Kulturen aufeinander. Es kommt unweigerlich zu Missverständnissen und Konflikten.

►     Haben Sie schon international geführt? Dann bin ich neugierig auf Ihre Erfahrungen!

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