Zukunftkompetenz: Ambiguitätstoleranz
Zweifeln und trotzdem als Führungskraft handlungsfähig bleiben! Richtig oder falsch, gut oder böse, schwarz oder weiß. Wir Menschen scheinen uns nach eindeutigen Antworten zu sehnen – gerade auf komplexe Fragen. Doch in unserer mehrdeutigen Welt gibt es solche Antworten nur selten. Das müssen wir auch als Führungskräfte aushalten, wofür es die Ambiguitätstoleranz braucht.
Ob nun Digitalisierung, Regulierung, Wachstum oder Innovation – wie ein Unternehmen geführt wird, ist auch in Zukunft ein entscheidender Erfolgsfaktor und strategisches Differenzierungsmerkmal. Permanenter Wandel, Umbrüche und Umwälzungen, einhergehend mit zunehmender Komplexität und Mehrdeutigkeit, führen zu veränderten Rahmenbedingungen und Entscheidungsprämissen für Top-Manager.
Die Zukunft der Arbeit hat bereits begonnen. Veränderungen geschehen mit zunehmender Geschwindigkeit und das bedeutet, dass Ungewissheit zur Norm wird. Entscheidend ist für Führungskräfte daher die Fähigkeit, Mehrdeutigkeit anzunehmen und mit dieser umzugehen.
Wer über Ambiguitätstoleranz verfügt, ist klar im Vorteil. Denn jeder von uns, vor allem in der Rolle der Führungskraft, ist gefordert, auch auf Basis unvollständiger Informationen rasch und solide Entscheidungen zu treffen.
Zeit für ein mentales Update
Keiner hält Schwebezustände, Widersprüchlichkeiten und Mehrdeutigkeit gut aus. Deshalb neigen wir dazu, uns vorschnell in Überzeugungen und vermeintliche Gewissheiten zu flüchten. In einer zunehmend unbeständigen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Welt gleicht dieses Verhalten jedoch immer mehr dem Versuch eines Kindes sich zu verstecken, indem es sich die Augen zuhält.
Und um in dieser Welt bestehen zu können, brauchen wir ein Update unseres mentalen Betriebssystems. Das Neue basiert auf der Einsicht, dass Beständigkeit kein Naturgesetz ist. Dass wir nicht alles wissen und nicht alles vorausberechnen können. Dass wir keine einfachen Antworten auf schwierige Fragen geben können. Dass es sich lohnt, Überzeugungen zu hinterfragen und Zweifel zuzulassen.
2030 – Wie wollen wir leben?
Ambiguitätstoleranz heißt auch, der VUCA-Welt mit offenem Visier zu begegnen. Als Grundhaltung ermöglicht sie uns, den Durchblick zu behalten, gelassen zu bleiben, mit Zweifeln produktiv umzugehen, widerstrebende Werturteile zu akzeptieren und konstruktiv abzuwägen – und auf diese Weise auch eine lebenswerte Zukunft zu schaffen.
Eine der wichtigsten Fragen bis 2030 wird lauten, wie wir unsere Gesellschaft und unseren Alltag in einer immer stärker technologisierten Welt gestalten wollen, in der der Mensch dank Künstlicher Intelligenz (KI), moderner Gentechnik und Gehirn-Computer-Schnittstellen in die Lage versetzt wird, förmlich über sich hinauszuwachsen.
Und wie können wir uns diese Potentiale zunutze machen und gleichzeitig unsere individuellen Freiheits-, Schutz- und Selbstbestimmungsrechte im Blick behalten? Wie bringen wir den Fortschritt mit den Ansprüchen an eine gerechte, offene und demokratische Gesellschaft in Einklang?
Den Durchblick behalten, Ruhe bewahren und neue Perspektiven ausprobieren.
Sich ein gutes Umfeld zu schaffen ist heute für Entscheider in der Rolle als Führungskraft auch aus anderen Gründen wichtig. So neigen wir insbesondere in Stresssituationen dazu, vorschnell unseren Intuitionen zu folgen – und dabei kognitiven Fehlschlüssen zu unterliegen. Stimmungen, die bekanntlich stark schwanken können, wirken sich auch auf die Qualität von Entscheidungen aus.
Der Unwillen, den wir angesichts unangenehmer Entscheidungen oder Aufgaben verspüren, ist ein ganz natürlicher Instinkt und Abwehrmechanismus. Wir sollten ihn wirken lassen, ihn uns bewusst zunutze machen, uns Sparring Partnerinnen bzw. Partner zu suchen, Coaches oder Berater. Und nun möchten wir ein Denkmodell mit euch teilen:
Das Tetralemma als Perspektiven-Generierung
Was ist das und warum solltest du als Führungskraft dieses Denkmodell als New Ways of Working kennen? Es ist eine Denkmethode, die darauf abzielt, komplexe Probleme anzugehen, indem sie nicht nur zwischen zwei Alternativen wählt, wie z.B. “Bonuszahlungen ja” – „Bonuszahlungen nein”, sondern auch die Möglichkeit offenlässt, dass beide oder keine der Alternativen gültig sein könnten. Dies ist wichtig, da traditionelle binäre Entscheidungsmodelle oft zu starren Denkweisen führen können, oder dem Gefühl, das man so oder so alles falsch macht. Dies ist nicht immer angemessen, um mit den dynamischen und komplexen Herausforderungen der modernen Arbeitswelt umzugehen.
Das Tetralemma zeigt, dass es mehr Entscheidungsoptionen als schwarz oder weiß gibt, Bonuszahlung ja oder nein, klassisch oder agil. Nämlich: 1. Das Eine. 2. Das Andere. 3. Beides. 4. Keines. 5. Ganz was anderes. Das sind die fünf Möglichkeiten.
Hier ein schönes Beispiel zum Schmunzeln. Eine Frau hat Angebote von zwei Männern – von A und B-, mit ihnen eine Beziehung zu führen. Nun hat die Frau nach der Logik des Tetralemmas fünf verschiedene Möglichkeiten, um sich zu entscheiden:
- Das Eine: Sie entscheidet sich für Mann A.
- Das Andere: Sie entscheidet sich für Mann B.
- Beides: Sie entscheidet sich für Mann A und Mann B.
- Keines: Sie entscheidet sich weder für Mann A oder Mann B. Vielleicht Mann C.
- Ganz was anderes: Sie verzichtet auf eine Beziehung mit einem Mann. Entscheidet sich für eine Frau. Geht auf Reisen… Hier sind der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Bei diesem Tetralemma-Beispiel zeigt sich, wie der Entscheidungs- und Handlungsraum beim Vorliegen eines Dilemmas oder einer Zwickmühle erweitert werden kann. Mann A oder Mann B sind nur die ersten beiden Positionen des Tetralemmas, doch gibt es drei weitere Möglichkeiten.
- Allgemein
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