21. September 2016

Digitalisierung im Arbeitsalltag, in den Berufsausbildungen

man-404376_1280Selfies, Videos, Skype sind im normalen Leben bei fast jedem von uns angekommen. Überall wird erwartet, dass ein schneller Zugang zum Internet möglich ist, dass wir schnell und ohne Grenzen über die Grenzen hinaus kommunizieren können.

Im Arbeitsalltag sieht das anders aus. Wie kann eine Video-Botschaft, eine virtuelle Roadshow über drei Kontinente so verbreitet werden, dass sie zeitgleich mit den Landessprachen untertitelt zur Verfügung steht.

Technische Hindernisse in der IT-Welt stellen Grenzen dar, aber auch die nötigen Zugangsberechtigungen, wenn einer der Standorte z.B. in China liegt. Wie können diese technischen und politischen Grenzen überwunden werden, damit Gleichzeitigkeit, Schnelligkeit und damit Nähe zwischen den Standorten sichergestellt wird? Und wie können die Menschen dazu bewegt werden, es zu tun?

Durch Industrie 4.0 werden sich viele Bereiche grundlegend ändern.

Was kommt auf uns zu? Was ist ein vorstellbares Zukunftsszenario? Die Entwicklung nimmt Fahrt auf, Zukäufe von Unternehmen erfordern eine rasche kulturelle aber auch technische Integration. Viele Unternehmen arbeiten an einer zunehmenden, totalen Vernetzung von Anlagen, Fertigungs- und Produktionsprozessen. Der Austausch über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg wird möglich, die Prozess-Harmonisierung, Kompatibilität von Systemen… Es wird mehr und mehr automatisiert. Systeme und Maschinen, die genauer und fehlertoleranter arbeiten als Menschen, sind das Zukunftsszenario.

Die Wirtschaft wird neue Job-Profile benötigen. Rhetorik vor dem bekannten Team fühlt sich anders an, als im Life-Stream, wo weltweite Life-Übertragungen keinen „Filmschnitt“, keine Korrekturen einkalkulieren. Gesagt ist gesagt! Es gibt neue Herausforderungen, neue Job-Profile, aber andere fallen auch weg.

Eine Kunden-Anfrage: Was braucht ein Key-Account Manager in der digitalen Welt, in der virtuellen Kundenbetreuung und was braucht er nicht mehr? Wenn Kunden sich schon vor dem Gespräch mit dem Berater im Internet über Wettbewerbsangebote, Features usw. informiert haben, muss der Key-Account Manager genau dort mit seinem Gespräch beginnen.

Dieses Up-Date sollte für alle Berufsbilder bzw. Job-Profile im Unternehmen erfolgen.

Ist die Berufsausbildung in Deutschland auf die Digitalisierung der Arbeitswelt vorbereitet? Welche Chancen und Risiken ergeben sich daraus?

Fernstudien gibt es schon sehr, sehr lange? Früher schickte man die Formulare hin und her und musste dann die Prüfungen in Präsenz-Meetings absolvieren. In Deutschland haben wir heute mehr als 300 anerkannte Berufe, deren Spezialisierungsgrade – ähnlich wie bei den Key-Account-Managern – in der Ausbildung neu spezialisiert werden müssen. In Ausbildungen, Universitäten, im dualen Bildungssystem lebt der Gedanke „Lernen auf Vorrat“, wo manche immer noch glauben, dass dies für ein ganzes Berufsleben ausreichen könnte. Das Ablaufdatum in der Vorratskammer wird immer kürzer. Wann wird ein Wissens-Up-Date gemacht? Wenn der Karriereweg dies aufzeigt? Es vom Unternehmen finanziert wird? Wann sind wir out?

Die Veränderungsgeschwindigkeiten und Neuentwicklungen in der Technologie und in den Unternehmen passen nicht zu den starren Ausbildungssystemen, bzw. in das Wissens-Up-Date der Lehrenden. Medienkompetenz, IT-Know-How, Lernen zu lernen, gehören in fast jedes Curriculum und ermöglichen es den Menschen, Maschinen und Prozesse besser zu verstehen. Doch wer ist für die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen, der Mitarbeiter verantwortlich? Das Schulsystem als Startpaket, der Mitarbeiter, das Unternehmen? Ich denke, es muss immer für alle drei Gruppen klar sein, dass Weiterbildung, Know-How-Up-Date wie ein jährlicher „medical check-up“ dazugehören. Unter diesem Aspekt bekommt das Mitarbeiter-Entwicklungsgespräch ein neues Gesicht und stärkeres Gewicht.

Wie muss sich Lernen im Unternehmen ändern? Welche Kompetenzen sind von Ausbildnern und Azubis gefordert?

Es ist klar, dass die Digitalisierung vor keiner Branche, vor keiner Unternehmensgröße halt macht. Der Spruch: „wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ sagt, dass Unternehmen in den Ruin schlittern, wenn sie nicht State-of-the-Art sind, d.h. das Mitarbeiterwissen immer wieder und wieder aktualisieren und damit Wissensmanagement und Know-How-Up-Date zur Chefsache machen.

Wissenstransfer, Webinare, gezielte, punktuelle Weiterbildung sollte gerade bei den Ausbildnern und Personalentwicklern im eigenen Jahresgespräch verankert sein, um sie so fit für die nächsten Jahre zu machen. Neues kennenlernen, anwenden, um so die Zukunft des Unternehmens zu sichern ist nicht nur eine Vorbildfunktion sondern eine Versicherung für den eigenen Arbeitsplatz und die Arbeitsplätze anderer.

Die meisten Ausbildungsstrukturen sind gut bewährt. Was neu ist, ist die digitale Fitness der Akteure, Themen wie Datenschutz, virtuelles Lernen. Das lebenslange Lernen, die Weiterbildung und Ausbildung muss an die neuen Kompetenzen angepasst werden und bis in die höchsten Chef-Etagen gelebt werden.

Stellen Sie sich das Horrorszenario vor: Hierarchische Strukturen, Top-Down-Entscheidungen, es wird gemacht, was das Top Management mit altem Wissen anordnet, während das frische Know-How, die Menschen mit digitaler Fitness, einem relativ aktuellem akademischem bzw. Ausbildungs-Wissen in den Unternehmen nicht gehört werden. Nach 10 Jahren in der Warteschleife ist dieses Know-How dann auch überholt!

Bild: geralt / pixabay.com

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