1. Februar 2022
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Eine weitere Zukunftskompetenz: Mindfulness

Wenn ich „Mindfulness“ bei Google eingebe, erhalte ich 2,1 Milliarden Treffer. Ein unglaublicher Trend, ein Thema für die Titelseiten großer Magazine, für Seminaranbieter, für die Ratgeberwelt. Doch warum ist es gerade jetzt so wichtig, achtsam zu sein, mit uns selbst, in unseren Beziehungen, Familien und im Arbeitsumfeld?

Eine regelrechte Flut neuer Eindrücke, Informationen überschwemmen in jeder Sekunde unser Gehirn. Immer umfangreicher, immer schneller folgen die Nachrichten. Wir lassen uns aus unseren Gedanken herausreißen, springen von Info zur Info, um am Ende völlig überfordert und ruhelos im Gefühl des Unwissens und Unvermögens zu landen. Laut einer Microsoft Studie hat sich die Aufmerksamkeitsspanne von 12 Sekunden (im Jahr 2000)  auf 8 Sekunden (2013) reduziert. Darunter leidet unsere Lebensqualität und natürlich auch die Qualität der Arbeit. Immer häufiger werden Burnout Diagnosen gestellt, die Unzufriedenheit steigt und Überforderungen sind an der Tagesordnung.

Doch wenn es tatsächlich so ist, dass Achtsamkeit die Zukunftskompetenz lt. Matthias Horx ist, wie schaffen wir es dann, zu entschleunigen, zur Ruhe zu kommen, die digitale Detox zu etablieren, um uns selbst und unsere Mitmenschen wieder gut wahrzunehmen?

Keine einfache Aufgabe, denn Achtsamkeit braucht einen bewussten Prozess (und damit Zeit), eine innere Haltung (Bewusstsein) sich immer wieder wahrzunehmen und zu spüren, was gerade ist. Dankbarkeitsübungen, die konkret einer Situation, einer Person zugeschrieben werden, Reflexion über den Verlauf des vergangenen Tages, Visionierung über den kommenden Tag: was werde ich tun, damit morgen ein guter Tag gewesen sein wird?

Wir sollten achtsam atmen. Auf unsere innere Stimme achten und sind dann böse überrascht: Wie rede ich eigentlich mit mir? Als strenge Mutter, als tadelnder Vater? Was bedeutet das? Sitze ich jetzt wirklich selbst auf dem Fahrersitz meines Lebens oder etwa auf dem Rücksitz oder bin ich sogar mit einem Autopilot unterwegs? Und ist der eigentlich noch richtig programmiert oder steuern mich alte Glaubenssätze? Fragen über Fragen, die uns zur die Reflexion bringen, zur Umorientierung und vielleicht zur inneren Ruhe verhelfen. Sozusagen Schritt eins: Erkenne Dich selbst!

Im nächsten Schritt stellst Du Dir die Frage: Wie gehen wir eigentlich mit unseren Mitmenschen um? Mir schwebt da zu das vorbildliche Verhalten eines Paares vor, bei denen jeder immer wieder an den anderen denkt, wenn es darum geht etwas mitzubringen, etwas besonders zu tun. Wirklich miteinander achtsam zu sein und das besser, wenn wir das im ersten Schritt mit uns selbst geschafft haben.

Und Achtsamkeit im Team?

In meinem aktuellen Working Out Loud Circle haben wir uns als Vierer-Team darauf verständigt, im Check In und Check Out unsere eigenen Mindfulness-Übungen einzubetten und schaffen für uns auf diese Weise einen achtsamen Rahmen. Wir sind in der dritten Woche unserer Lernreise, und ich habe schon jetzt ein sehr vertrautes Gefühl zu jeder/jedem Einzelnen, eine besondere Zugewandtheit, ein sehr bewusstes Zuhören. Und ich frage mich, ob dieses Setting auch im Arbeitsalltag wirken könnte.

Tatsächlich finden wir in vielen Organisationen – wenn es um Meetings geht – die Regeln für alle sichtbar an der Wand aufgehängt, so z.B. auch: „Zeige Wertschätzung und Achtsamkeit“, was jetzt im virtuellen Raum oft vergessen wird. Hier wäre es wichtig, sich auch im Team Achtsamkeitsregeln zu geben, für die Kollaboration, die Unterstützung, zur Erreichung der gemeinsamen Ziele. Da sollten auf Organisationsebene die Einzelboni einem Teambonus weichen, wo alle gemeinsam an der Erreichung beteiligt sind.

Seit fast 2 Jahren arbeiten nun fast alle remote und wir haben gelernt: Homeoffice kam, um zu bleiben. Und nun stellt sich die Frage: Kann in der digitalen, virtuellen Arbeitswelt überhaupt Achtsamkeit gelebt werden, eine kreative Denk-Atmosphäre entstehen?

Hier könnten wir uns an den 10 Regeln von Nancy Kline orientieren, die bereits im Jahr 1999 in ihrem Buch „Time to think“ die zehn Regeln aufgestellt hat, die eine denkende, kreative, achtsame Atmosphäre schaffen:

  1. Sei aufmerksam, achtsam und höre mit spürbarem Respekt und Faszination zu. Lass Neugier in Dir entstehen so nach dem Motto: Isn´t that interesting?
  2. Behandle alle Teammitglieder gleich und ebenbürtig
  3. Sei gelassen und ruhig beim kreativen Denken
  4. Zeige aufrichtige Wertschätzung für die Ideen anderer
  5. Ermutige die Teilnehmer „Out of the box“ zu denken
  6. Lasse Gefühle zu und bedenke, was diese bewirken
  7. Gib alle Informationen preis und gestehe Fehler ein
  8. Lasse Diversität zu, bilde heterogene Teams
  9. Löse einschränkende Annahmen durch „Was wäre wenn, …?“ Fragen auf
  10. Schaffe eine wertschätzende, angenehme Atmosphäre, um einen kreativen Raum zu ermöglichen (evtl. virtuell eine kurze geführte Meditation, die alle gemeinsam erleben).

Zusätzlich zu den 10 Regeln ist mir wichtig, dass jeder zu Wort kommt (Kreismethode) und gleich viel Zeit hat (Timeboxing) hat für die eigenen Anliegen und Gedanken

So kann durch Achtsamkeit im Team, das gegenseitige Zuhören, Wertschätzen eine gute Kreativität und Kollaboration entstehen. Und dies prägt die Unternehmenskultur und strahlt nach innen und nach außen.

Wenn Du möchtest, lass uns an Deinen Erfahrungen teilhaben. Wie gelingt es Dir, dass Dein Team achtsam zusammenarbeitet? Wie schaffst Du Mindfulness im virtuellen Raum? Wie Du schon weißt: Sharing is caring.

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