14. Juni 2020
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Arbeit 4.0 versus New Work. Ist das nicht dasselbe?

Häufig erleben wir in  Diskussionen, dass diese beiden Begriffe wie Synonyme eingesetzt werden. Doch stimmt das überhaupt? Hier ein Versuch der Klärung oder eine Diskussionsgrundlage:

Arbeit 1.0 – 4.0 basiert auf den Technologien der unterschiedlichen Epochen: Industrialisierung, Entwicklung des Internets, Künstliche Intelligenz. Während wir Arbeit 4.0 als die Verknüpfung von analoger und digitaler Welt verstehen, ist New Work stark verbunden mit Themen der Haltung, der Werte, mit dem Skill- und Tool-Set des Einzelnen. Es in keine Methode, keine Struktur sondern ein bunter Strauß an Elementen, wie Haltung und Werte, an Reflexion, neuer Kultur der Zusammenarbeit (Fehler- und Lernkultur) und immer wieder zu iterieren, um zu lernen und sich weiterzuentwickeln: und das macht den Unterschied zu 4.0.

Gerne möchten wir dazu die Erklärung von Inga Höltmann, Gründerin der Accelerate Acacemy iaufnehmen, die eine #New-Work-Map für Individuen und Organisationen erstellt hat:

Wir erkennen für das Individuum den Dreiklang von Skill-Set, Tool-Set und Mindset, wobei Mindset die Basis, die Grundvoraussetzung für wirklich Neues Arbeiten darstellt und auch eine andere Gewichtung erhält. Mindset bzw. die entsprechende Haltung ist der wichtigste Teil, der individuellen Sphäre.

Mind-Set bzw. Haltung

Darunter verstehen wir die Grundeinstellung, die unser Denken und unser Handeln prägt und macht den Hauptunterschied zwischen Old und New Work aus. Schauen wir uns einige wesentliche Themen an:

Growth Mindset: die individuelle Lern- und Wachstumshaltung (Nachzulesen bei Carol Dweck und John Stepper „Working out Loud“). Es ist die Fähigkeit, uns weiterzuentwickeln, zu wachsen, Dinge besser zu verstehen, z.B. Umgang mit Misserfolg und Stolperern: was lernen wir daraus?

Growth Mindset ist in der neuen Arbeit besonders wichtig, da wir in der VUCA – Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität & Ambiguität) nicht wissen, wo es hingeht. Wir erleben Disruptionen, müssen Alt-Hergebrachtes verlernen und immer wieder neues Lernen, müssen in kleinen Babyschritten in die unsichere Zukunft gehen, offen für Veränderungen sein, das ist Teil des Weges.

Lernwilligkeit und Lernfähigkeit: wir müssen lernen, Arbeit und Lernen miteinander zu verknüpfen. Nach einer 3 jährigen Lehre werden wir nie wieder „ausgelernt“ haben, sondern diese Lern- und Arbeitserfahrung unser Leben lang weiter anwenden. Für die Zukunft der Arbeit gibt es keine Blaupause, wir wissen nicht, was wir morgen brauchen werden. Das Individuum muss offen in die Prozesse gehen, Agilität ist die Fähigkeit und der Wille, das Ziel immer wieder neu zu fokussieren, wie einen Nordstern. Wir hören oft „Courage to fail forward“ … Mut nach vorne zu fallen! Es ist nichts vorhersehbar sondern eine Reise mit einem offenen Ausgang.

Ownership und Selbstverantwortung: Organisationen bestehen aus Menschen und Neue Arbeit wird vom Individuum gestaltet, sei es in der Rolle als Team-Mitglied, als FührungsKRAFT. Und so es die Verantwortung eines jeden Einzelnen, mitzumachen und diese Prozesse der Zusammenarbeit in dem gegebenen Rahmen immer weiter zu entwickeln und neu zu gestalten. Growth Mindset für den Einzelnen und die Organisation. Lag es früher in der Aufgabe des Arbeitsgebers, liegt es heute an jedem Einzelnen! „Ich helfe mit, eine bessere Arbeitswelt zu bauen!“

Teamfähigkeit: eine/r allein schafft diese schnelle Veränderung nicht. Wir müssen in den Austausch und die Kollaboration mit anderen gehen. Wir brauchen Feedback, Unterstützung, Input, Reflexion. Neue Methoden wie Scrum & Co., Shared LeaderShift bauen auf Kollaboration, Austausch, Reflexion und Rollen-Flexibilität. Fähigkeiten zu erlernen, wie Selbstführung (im Team), Kommunikation, Konfliktfähigkeit, Coaching, Mentoring, Coaching anzunehmen wie aber auch kollegiale Beratung.

Das alles ruht auf dem Mindset: bin ich bereit dieses auszubauen, mich weiterzuentwickeln und einzusetzen?

(Grafik von Inga Höltmann, Accelerate Academy)

Skill-Set: Welche Fähigkeiten sind in der Neuen Arbeitswelt gefragt

Selbstführung: Wir haben es gerade selbst erfahren. Homeoffice für alle! Wie organisiere ich mich, wenn Familie und Arbeit zeitgleich erfolgen. Kommunikation bedeutet hier nicht nur, dass ich verschiedene Kanäle technisch bedienen kann, sondern mich auch emphatisch auf mein gegenüber einstellen kann. Was brauche ich, was braucht der/die andere, welche Kanäle sind stimmig? Wo bekomme ich Unterstützung, wie tausche ich mich mit meinem Team aus?

Selbstorganisation braucht Führung: neue Führungsmodelle wabern durch die Medien, Servant Leadership, laterale Führung, digital Leadership in Organisationen, in flachen Hierarchien brauchen wir klare Rahmen, Spielregeln, Mentoring, kollegiale Beratung, Coaching-Fragen, doch all dem liegt wiederum das Mindset zugrunde.

Tool-Set: Werkzeuge

Um Tools anzuwenden, die mit Kommunikation zu tun haben, reichen Fähigkeiten – etwa intellektuelles Verstehen von Zusammenhängen – und Fertigkeiten wie Fragestellung und Zuhören, d.h. die Fähigkeit zur Moderation, Gesprächsführung und -strukturierung, Ziel-Systeme wie MBO oder OKRs nicht aus. Wir benötigen ebenso die möglichst unfallfreie Nutzung unterschiedlicher IT-Tools: e-mail Programme oder Plattformen z.B.  Slack, Messenger, MS Teams, Zoom. Wie kann ich meine Grafiken bearbeiten, wie entsprechende Video- oder Podcast-Aufzeichnungen schneiden?

Welche Sprachen kann ich zur Anwendung bringen: kenne ich die Wirkung der gewaltfreien Kommunikation, wie kommuniziere ich, bin ich empathisch? Kenne ich die  Ebenen der gesendeten und empfangenen Botschaften, weiß ich, wie Konflikte entstehen? Und kann ich sie lösen?

Neue Arbeit ist ganz viel Reflexion, bei sich selbst anzusetzen und immer wieder mit anderen in den Austausch zu gehen.

 

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