10. März 2024
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Zukunftskompetenz: Hybrides Führen Teil 1 – Das Führen eines Einzelnen!

Wann immer ich einen Ratgeber zu Hybrid Work oder hybride Führung aufschlage, liegt der Fokus auf Teambuilding. Das ist sicherlich bei den heutigen Settings die absolute Priorität.

Doch wichtig ist auch, dass die Führungskraft sich selbst reflektiert. Denn wie wir wissen, steigen wir nie in denselben Fluss, sei es, dass der Fluss weiter geflossen ist, sei es, dass wir als Menschen in jedem Moment ein wenig anders sind, nach einer Freude, morgens, oder abends, nach einem Ärger, in einem Change, der uns herausfordert, nach zwei Stunden Sport oder übernächtigt.

Jede/r sollte sich immer wieder die Fragen stellen: Wie geht es mir in der hybriden Arbeitswelt? Wie geht es mir im Homeoffice? Arbeite ich lieber im Büro und treffe mich auch gerne einmal informell in der Kaffeeküche, und tausche mich aus? Was denke ich über die, die nur remote arbeiten möchten? Gebe ich denen dieselbe Chance? Kann ich mir vorstellen, jemanden zum Teamleader zu ernennen, wenn er oder sie nur von zu Hause arbeitet und weiterhin arbeiten möchte? Gibt es da evtl. „unconscious biases“, also unbewusste Vorurteile für die eine oder andere Gruppe? Habe ich neue Prinzessinnen oder Prinzen aufgrund der neuen Homeoffice Herausforderung?

Klar ist: Eine gute Führungskraft schafft ein inklusives Arbeitsumfeld, eine gute Führungskraft ist fair. Dieses ist nach wie vor eines der Führungsprinzipien einer meiner Kunden.

Doch lt. einer aktuellen Umfrage (Gartner) sind nach wie vor 64 % der Führungskräfte der Meinung, dass Mitarbeitende im Büro leistungsfähiger sind als Remote-Mitarbeitende, und 76 % glauben, dass Mitarbeitende im Büro eher befördert werden (sollten).  Aha! Dann schauen wir uns doch mal die Wünsche der modernen Arbeitnehmenden an!

Mit der Veränderung des Arbeitsplatzes und der Etablierung, Änderung und Optimierung verschiedener Ansätze lassen sich die Arbeitnehmenden in vier Kategorien einteilen:

6 % sind Arbeitsplatzbefürworter, sie bevorzugen 100 % ihrer Arbeit im Büro zu erledigen. Sie wachsen im Büro über sich hinaus, lieben die soziale Komponente, und profitieren von den vielfältigen Büroarbeitsumgebungen.

29 % werden als dynamische Nomaden erkannt, sie bevorzugen es 2 – 3 Tage im Büro zu arbeiten, wenn sie etwas von ihren Kollegen benötigen, wenn sie die kreativen Angebote vor Ort nutzen wollen.

28 % werden als Mobile Experten benannt, sie möchten mindestens 3 Tage remote arbeiten, sie sind häufig unterwegs, benötigen Zugang zu Coworking-Büros oder vom Unternehmen bereitgestellte Standorte.

28 %, die Häuslichen bevorzugen es, zu 100 % remote zu arbeiten, sie bevorzugen es, nie ins Büro zu gehen, und arbeiten am besten in den eigenen vier Wänden und mit Managern, die ihnen und ihrer Arbeitsweise vertrauen.

D.h. ca. 70 % der Teammitglieder würden für ein Einzelgespräch, sei es ein Mitarbeiterentwicklungs-, Feedback- oder Konfliktgespräch ins Büro kommen, also das Setting ist für die erfahrende Führungskraft nicht neu. Die Beobachtungszeiträume und Begegnungen sind jedoch reduzierter und seltener als vor der C-Zeit. Häufig kommt vor, dass alle, also Führungskraft und Mitarbeitende Di-Mi (also Dienstag und Mittwoch) im Büro sind und der Rest der Mannschaft ist remote. Wenn 4-Augengespräche face2face geführt werden sollen, ist das Zeitfenster schon recht begrenzt, da zusätzliche Präsenzzeiten eingeplant werden müssten.

Doch, was ist mit den 28 % Häuslichen, die es bevorzugen und die sich viel wohler fühlen, in den eigenen vier Wänden zu arbeiten, Gespräche zu führen und an den Teambesprechungen teilzunehmen?

Wenn wir jedoch davon ausgehen, dass hybride Führungskräfte dafür sorgen, dass ihre Teammitglieder unabhängig von ihrem Arbeitsort die gleichen Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten haben, dann sollten wir zuerst diese Aspekte betrachten:

  • Selbstreflexion und die Fähigkeit, sich in die Lage anderer hineinzuversetzen, um Vertrauen aufzubauen und die Beziehung zu stärken.
  • Vertrauen darauf, dass Mitarbeitende im Homeoffice ihre Leistung erbringen und ihre Ziele erreichen.
  • Kommunikationsfähigkeiten, um klar zu kommunizieren, Feedback zu geben und Konflikte zu lösen.
  • Zielorientierung und Motivation, um individuelle Ziele zu setzen.
  • Versierter Umgang mit der Technologie, Einsatz von digitalen Interaktionen sowie visuelle Aufmerksamkeit.
  • Das Nutzen von Collaboration-Boards, zu denen beide Gesprächspartner Zugang haben und Unterlagen visualisieren oder teilen können. Das Zuschalten des visuellen Wahrnehmungskanals führt unbedingt zu einer besseren Verständigung.
  • Auch Empathie und Zuhören sind bei einem digitalen Gespräch entscheidend. Gerade bei Videokonferenzen sollte man nicht übermäßig kritisch und distanziert sein. Ausgeglichene Gesprächsanteile, non-verbale seh- oder hörbare Kommunikations-Elemente unterstützen das Gelingen.

Das Mindset der Führungskraft spielt dabei eine entscheidende Rolle, insbesondere bei digitalen Einzelgesprächen. Eine offene, einfühlsame und flexible Einstellung ist wichtig, um eine positive und produktive Gesprächs-Atmosphäre zu schaffen. Die Führungskraft sollte sich bewusst sein, dass digitale Interaktionen möglicherweise eine andere Dynamik haben als persönliche Gespräche und entsprechend darauf reagieren.

Wie jedes theoretische Modell ist auch die hybride Führung keine Garantie für Erfolg. Es gibt jedoch bestimmte Eigenschaften, die jede Führungskraft besitzen sollte, um als erfolgreich zu gelten.

Unsere fast 25-jährige Erfahrung mit Mitarbeiterbefragungen zeigt, dass erfolgreiche Führungskräfte in der heutigen Arbeitswelt folgende Eigenschaften mitbringen sollten: 

  • Inspirationsfähigkeit
  • Authentizität
  • Motivationsfähigkeit
  • Empowerment
  • Das Vermitteln psychologischer Sicherheit
  • Und auch die Fähigkeit, den Zusammenhalt im Team zu fördern.

Die virtuelle Team-Bildung und -Entwicklung schauen wir uns gerne im 2. Teil des Hybriden Führens an. Fairness und die Analyse der einzelnen Player miteinander sind ein spannendes Thema.

Doch vorab noch einige Reflexionsfragen?

  • Wo fühlst du dich wohler, wenn es darum geht, wichtige face2face Gespräche zu führen?
  • Was denkst du über die Häuslichen Mitarbeitende, wenn sie nie ins Büro kommen möchten? Siehst du die Möglichkeit, dass sie Karriere machen können?
  • Wie hast du als Führungskraft deine Mitarbeitenden unterstützt, den Homeoffice Arbeitsplatz den ergonomischen Anforderungen anzupassen?
  • Was tust du, damit sich jeder – gleich welcher Typologie – zugehörig fühlt?

Wenn du magst, teile gerne deine Erfahrungen mit uns.

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